„Wie sehen Sie das ?“

Verbraucher kennen Arbeitsweise der Bauern kaum

Immer wieder muss ich den Freunden erklären, wie notwendig der  Einsatz von Innovationen in der Landwirtschaft ist. Fast keiner hat schon einmal etwas von Drohnen zur Feldüberwachung gehört. Dass Landwirte satellitengesteuerte Landmaschinen nutzen, wissen die wenigsten. Am weitesten verbreitet, zumindest bei uns, sind Informationen über moderne Melkstände und Melkroboter. Die modernen Bedingungen unter denen die Landwirte bereits produzieren, sind weitestgehend unbekannt.

Auch die Gründe, warum modernste Technik zum Einsatz kommen muss, sind unbekannt: Denn nur damit lassen sich effizient Tierwohl, Ökologie, gesetzliche Anforderungen der Dokumentation, Arbeitswirtschaft, Wegfall von Arbeitskräften und die Anforderungen der Verbraucher an gesunde Lebensmittel erfüllen.

Die deutschen Landwirte investieren hohe Summen in die Modernisierung ihrer Betriebe. Richtig viel Geld wird investiert, um neue Ställe zu errichten oder alte Ställe auf den neuesten Stand der Technik zu bringen – mit Lüftungsanlagen, automatischer Lichtregelung, elektronisch gesteuerten Futterautomaten und sogenannten Kuhbürsten für die Körperpflege der Tiere. All das sehe ich in den Unterlagen meiner Mandanten.

In modernen Laufställen könnten Milchkühe auf trockenem, weichem, elastischem und rutschfestem Untergrund ruhen (die Tiere verbringen die Hälfte des Tages im Liegen). Ein solcher Bodenbelag verbessere zum Beispiel die Durchblutung der Euter und damit die Gesundheit. Und noch ein Beispiel: Durch eine präzise Dosierung von Pflanzenschutzmitteln konnte die verwendete Menge seit 1990 nahezu halbiert werden – von 5,8 auf rund drei Kilogramm pro Hektar.

Nach diesen Gedanken kann ich für mich zusammenfassen, die immer wieder aufkommenden Diskussionen im Freundeskreis liegen meiner Meinung nach daran, dass viele Menschen, auch die eigenen auf dem Land lebenden Freunde, heute nicht mehr wissen, wie es auf einem modernen Bauernhof aussieht. Aus diesem Grunde machen sie sich zunehmend Sorgen.

Da muss eigentlich jeder Landwirt aktiv gegensteuern. Das romantische Image der deutschen Landwirtschaft als Streichelzoo passt nicht in die heutige Welt. Ich habe meine Freunde aufgefordert einen landwirtschaftlichen Betrieb zu besichtigen. Wer sich einmal mit moderner Landwirtschaft beschäftigt hat, merkt schnell, über welchen Bildungsstand unsere Landwirte verfügen, wie sorgsam sie mit Tieren und Umwelt umgehen. Denn niemand, der von seinen Tieren Leistung in Form von Milch und Fleisch erwartet, wird seine Tiere quälen oder quälerisch halten. Diese Bilder gehören heute der Vergangenheit an.

Ich versuche auch mit meinen Mitarbeitern in regelmäßigen Abständen landwirtschaftliche Betriebe zu besuchen, natürlich weil die MitarbeiterInnen wissen müssen, was draußen los ist, aber auch weil alle MitarbeiterInnen auch Verbraucher sind.

Ob meine Freunde schon Ihren Nachbarn besucht haben, weiß ich nicht, ich würde es Ihnen wünschen.

Ihr Stefan Heins

Steuerberater, wetreu LBB Kiel